Offener Brief zur Forderung einer Inflationsausgleichsprämie

An
Andreas Schlutter und die
Erstunterzeichner der Petition
für die Inflationsausgleichsprämie

Nürnberg, den 10.05.2023

Offener Brief zur Forderung einer Inflationsausgleichsprämie auf der Plattform openpetition

Lieber Andreas Schlutter,
liebe Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner,

mit Überraschung und Verwunderung haben wir Eure Petition auf der Plattform openpetition mit der Forderung nach einer sofortigen Einführung einer Inflationsausgleichsprämie für den Bereich der evangelischen Landeskirche Bayern und des diakonischen Werkes Bayern wahrgenommen.

Ihr nehmt in Eurer Petition Bezug auf das Tarifergebnis für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen (TVöD), bei der nun eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3000 € steuer- und sozialversicherungsfrei bezahlt wird.

Für den Bereich des TVöD ist das sicherlich ein gutes und im Rahmen der tariflichen Möglichkeiten sehr akzeptables Ergebnis, das die Gewerkschaften hier für die Beschäftigten erstritten haben.

Allerdings ist festzustellen, dass die Inflationsausgleichsprämie für das Jahr 2023 als quasi Ausgleich für die Nullrunde bei den tariflichen Entgelten bezahlt wird. Bis einschließlich Februar 2024 finden im Bereich des TVöD keine Entgelterhöhungen statt.

Für die Beschäftigten im Bereich des Diakonischen Werkes wurde bereits zum 01.01.2023 eine signifikante Gehaltserhöhung wirksam.

Vgl. https://www.ark-bayern.de/system/files/dateien/entgelterhohung_2023_final_2.pdf .  

Dies bringt für Mitarbeitende in den Entgeltgruppen exemplarisch folgende Tarifsteigerungen in der Entgelttabelle. Vergleichswert ist jeweils die Stufe 3 der Entgeltgruppe.

Vergleicht man die AVR-Bayern mit der Tabelle des TVöD-P so hat eine ausgebildete Fachkraft in der Altenpflege im Bereich der AVR ab dem 01.01.2023 eine Grundvergütung von 3549,15 EURO, im Bereich des TVöD sind es 3108,44 EURO (bezogen auf das sechste Beschäftigungsjahr).

In allen Tarifbereichen des öffentlichen Sektors (Post, Kommunen, Bund und jetzt auch der Caritas) bei denen bislang eine solche Prämie vereinbart wurde, wurde sie durch den Verzicht auf Lohnsteigerungen für einen bedeutenden Zeitraum (z.T. über ein Jahr) erkauft.

Der vkm-Bayern ist der Auffassung, dass eine solche Nullrunde für die diakonischen Beschäftigten nicht in Frage kommen kann. Denn nur tabellenwirksame Steigerungen der Entgelte sichern ein nachhaltiges Tarifniveau. Dafür setzt sich der vkm-Bayern in der anstehenden Tarifrunde nachhaltig und mit voller Kraft ein.

Auch die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat in diesem Zusammenhang auf die negativen Folgen von steuerfreien Prämien auf die langfristige Lohnentwicklung eindrucksvoll hingewiesen. Vgl. https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008551

Erstes Ziel des vkm-Bayern ist es daher für die vielen Beschäftigten im Bereich der Kirche und ihrer Diakonie die langfristige Lohnentwicklung für die Kolleginnen und Kollegen – gerade mit Blick auf die Inflationsentwicklung – zu sichern.

Das heißt nun nicht, dass die Kolleginnen und Kollegen keine Prämie verdient hätten. Es heißt aber, dass der vkm-Bayern in den Verhandlungen eine klare Priorität hat. Langfristige Entgeltentwicklung vor kurzfristig wirksamer Prämie.

Der vkm-Bayern bedauert es in diesem Zusammenhang, dass die Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner der Petition diesen Zusammenhang nicht wahrnehmen und damit einer sehr undifferenzierten, tarifpolitischen Diskussion im Bereich der Kirche und Diakonie Vorschub leisten, die den langfristigen Interessen der Beschäftigten in Kirche und Diakonie nicht dient.

Mit kollegialen Grüßen

Arthur Pauli
Für das Präsidium des vkm-Bayern