Paramente oder Antependien

Altar, Kanzel und Lesepult sind mit verschiedenfarbigen Behängen geschmückt. Man nennt sie Paramente (lateinisch: parare = bereiten + mensa = Tisch) oder Antependien (lateinisch: das vorne Herabhängende).

Das lateinische Wort parare macht deutlich, dass es in der Paramentik um den Dienst der Herrichtung, Bereitung und Zurüstung geht, und zwar im Besonderen um die Zurüstung des Altars als des Tisch des Herrn zur Feier des Heiligen Mahles. Das Wort Paramentum bezeichnete im Mittelalter die liturgische Bekleidung des Altars und der am Altar Dienenden. Diese doppelte Bedeutung ist in der Praxis der lutherischen Kirche in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert hinein, außerhalb Deutschlands bis heute festgehalten worden.

Paramente dienen dem Lobopfer. Dem Wesen des Lobopfers entspricht die Bevorzugung künstlerischer Arbeit in der Paramentik. Sie sind dem Kirchenjahr entsprechend unterschiedlich farbig gestaltet und mit Symbolen, bildhaften Darstellungen oder Worten versehen. Sie „predigen“ mit Sinnbildern des Glaubens wie Fisch, Ähren, Weintrauben, vierfaches Ackerfeld usw. oder ab Beginn des 20. Jahrhunderts mit kurzen Sätzen aus der Bibel. Christliche Symbole und Bildzeichen sollen die Aussagekraft der Paramente sinnenfällig verstärken. Häufung von Symbolen ist dem nicht dienlich. Paramente sollen keine „Plakate“ sein; darum widerspricht es zumindest dem Sinn der Altarparamente, sie mit Bibelworten oder anderen Texten zu versehen.

Viele Leute konnten früher nicht lesen und die Messe war in Latein. So war es die einzige Möglichkeit dem Volk durch Farb- und Bildsymbolik die Religion nahe zu bringen. Als Begründe der evangelischen Paramentik gilt Wilhelm Löhe (Gründer des Diakonissenhauses Neuendettelsau). In der Ausbildung der Diakonissen stellte er die Armenpflege und die Bereitung der „Heiligen Orte2 gleichbedeutend nebeneinander. 1858 wird der erste Paramentenverein gegründet. Einen Aufschwung erlebte die Paramentik nach dem 2. Weltkrieg. Die Herstellung von handgearbeiteten Paramenten hat ihren Preis. Aber eine gute Arbeit, die der Gemeinde als „Meditationsbild“ dient, ist es Wert. Paramente sind eine freie Interpretation vom Künstler, aber auch vom Betrachter.

Bei Beschaffung von Paramenten sollte man sich der Hilfe bewährter Fachwerkstätten bedienen, wie sie beispielsweise im Marienberger Verband zusammengeschlossen sind. Diesem gehören auch Werkstätten der meisten Diakonissenhäuser an. Jede Arbeit soll dem Raum angepasst werden, für den sie bestimmt ist. Darum empfiehlt sich Besuch und Beratung durch eine Paramentenmeisterin.

Man unterscheidet zwischen den weißen Decken und Tüchern auf der Mensa (Tischplatte) des Altars und den verschiedenfarbigen Antependien an Altar, Kanzel und Lesepult.

Die weißen Decken und Tücher auf dem Altar

1. Die Altardecke

Die weiße Altardecke ist das zum Heiligen Mahl gehörende Tischtuch. Dass sie ständig auf dem Altar liegt, erinnert an die grundlegende Bedeutung des Herrenmahles für den Gottesdienst der Gemeinde.

Für die Altardecke verwendet man handgewebtes reines Leinen. Sie muss nicht bei jedem Altar über dessen Vorderkante herabhängen; sie sollte vielmehr mit der Vorderkante der Mensa abschließen oder sogar noch kurz vor ihr enden, so dass sie wie ein Läufer auf der Altarplatte auffliegt. An den beiden Schmalseiten kann sie etwa ein oder zwei Drittel der Altarhöhe herabhängen. Sie soll weder bestickt noch gemustert sein, kann aber ringsum gesäumt werden, wobei auch Hohlsaum möglich ist. Erscheint ein vorderer Überhang unumgänglich, dann sollte er nicht mehr als handbreit sein; auch er braucht nur einen einfachen Hohlsaum zu zeigen, kann aber auch mit einer reicheren Durchbrucharbeit verziert werden. Das Kreuzeszeichen sollte dabei vermieden werden, weil sich auf, über oder hinter dem Altar schon ein Kreuz oder Kruzifix befindet. Eine in das Leinentuch eingearbeitete Verzierung ist einer angenähten Spitze vorzuziehen.

Ist der Altar auf gewachsenem Grund in Stein gemauert, so wird die Altarplatte gegen aufsteigende Feuchtigkeit durch eine gewachste Decke oder Sperrholz- oder Kunststoffplatte isoliert, damit die darüber gebreitete Altardecke nicht stockfleckig wird. Auf die Sauberkeit dieser Tischdecke achte man besonders und schütze sie vor Kerzen-, Docht- und Blumenflecken. Es empfiehlt sich die Verwendung von Altarleuchtern mit breiten Tropfschalen. Die Untersätze für Gefäße mit Blumen sollen nach Material und Gestalt dem Gotteshaus angemessen sein.

2.Das Korporale (Leibtuch)

Das älteste Parament ist ein Stück weißes Leinen 50 bis 75 cm im Quadrat, auf das die Vasa Sacra gestellt werden. Wenn Brot und Wein getrennt auf beiden Altarseiten aufgestellt werden, sind zwei Tücher notwendig. Das Korporale trägt keine besondere Verzierung, nur einen schlichten Hohlsaum und etwa ein Kreuz an der Seite oder in einer der Ecken.

3. Das Velum (Hülle)

Es dient zum schützenden Verhüllen der Abendmahlsgeräte vor und nach der Sakramentsfeier: Es besteht aus feinem, weißem oder naturfarbenem, leicht fallendem Leinen (Siebleinen oder Leinenbatist) und misst etwa 60 bis 80 cm im Quadrat, je nach Größe der Vasa Sacra. Es kann sparsam mit weißer Stickerei (Flachstich oder Ajourtechnik) versehen werden; dafür sind vor allem das Monogramm Christi oder Ähren und Weinranken, jedoch nicht Schriftworte geeignet. Für Durchbrucharbeiten käme da nur der Rand, keinesfalls die Mitte in Frage, da dies der Absicht des Schutzes nicht entspräche.

4. Die Palla (Bedeckung)

Sie ist ein mit einer Kartoneinlage versehener und mit weißem Leinen oder weißer Seide bezogener quadratischer Deckel zur Bedeckung des Kelches vor der Austeilung des Heiligen Mahles. Auf der Oberseite kann sie mit ein weißes gesticktes Kreuz oder Christusmonogramm tragen. Die Patene (Brotteller) sollte nicht an Stelle der Palla als Kelchdeckel verwendet werden.

5. Das Kelchtuch

Dies ist ein einfaches weißes Leintuch von der Größe einer kleinen Serviette, das zum Reinigen des Kelchrandes während der Austeilung des Heiligen Mahles dient. Es empfiehlt sich, mehrere Kelchtücher bereit zu legen.

Die farbigen Antependien

Der Name „Antependium“ (Vorhang) bezeichnet ein an der Vorderseite des Altars, unter Umständen auch der Kanzel und des Lesepultes herabhängendes und durch seine Farbe die jeweilige Zeit des Kirchenjahres anzeigendes Tuch. Sein Sinn ist an sich schon durch die liturgische Farbe erfüllt; doch können Symbole und bildhafte Darstellungen ihm noch eine weitergehende Aussagekraft verleihen.

Als Werkstoff für die Antependien kommen außer Wolle, Leinen und Seide alle lichtechten und mottensichere Textilien in Betracht und zwar einfarbig wie auch in sich gemustert, sofern die Grundfarbe eindeutig vorherrscht. Samt, Plüsch, Tuch und Brokat entsprechen nicht mehr heutigem Stilempfinden. Als Farben sind reine Pflanzenfarben vorzuziehen. Der handwerklichen Herstellung der Stücke dienen hauptsächlich das weben, am besten in Schafwolle mit Leinen oder Körperbindung und das Gobelinsticken stilisierter Bildvorlagen und Buchstaben. In Applikationstechnik durch Aufnähen oder Aufkleben ausgeschnittener Stoffteile hergestellte Paramente verlieren erfahrungsgemäß im Laufe der Zeit ihre Ansehnlichkeit; abgesehen davon ist die Gefahr des Dilettantismus bei dieser Technik besonders groß. Das Einfassen des Tuches mit Gold- oder Silberborten sollte man vermeiden. Die Behänge können am unteren Ende in Fransen auslaufen, die aus den Kettenfaden des Gewebes gebildet werden.

Das Altar-Antependium

Auf die Anbringung eines Altarbehanges kann verzichtet werden wo die Frontseite des Altarblockes selbst künstlerisch gestaltet ist. Das Antependium kann verschiedene Formen aufweisen:

  • Das „Zentrale“ ist ein Antependium vor der Mitte des Altars, das als ein liegendes Rechteck unterhalb seiner Vorderkante bis etwa eine handbreit über dem Boden herabhängt. Auf gute Befestigung (am besten mit einer Durchziehstange aus Messing oder Holz) ist zu achten.
  • Der „Antependiums-Streifen“ beginnt an der hinteren Kante der Mensa, läuft unter der weißen Altardecke hinweg und hängt an der Vorderseite des Altars bis etwa handbreit über dem Boden herab. Bei freistehender Mensa kann der streifen vorn und hinten gleichmäßig herabhängen. Verziert wird aber nur der vorn überhängende Teil. Der Antependiums-Streifen kann unter der Altardecke als ungefärbtes Leinenstück durchlaufen. Er ist wegen der Unebenheit der Stellfläche weniger zu empfehlen.
  • Ein „Frontale“ bedeckt die ganze Stirnseite des Altars. Es wird wie das „Zentrale“ befestigt. Seine Verwendung verdunkelt leicht den Tischcharakter des Altars. Es sollte darum nur in Ausnahmefällen angebracht werden.

Eine allseitige Umspannung des Altars ist aus technischen und liturgischen Gründen nicht zu empfehlen. Sie stellt nur einen unguten Notbehelf zur Verdeckung eines schlechten Unterbaus dar. Das Kreuz sollte nicht als selbständiges Symbol auf einem Altarantependium erscheinen.

Das Kanzel-Antependium

Es findet dort Verwendung, wo das Kanzelpult selber nicht künstlerisch gestaltet ist. Es bedeckt in der Regel das Kanzelpult und hängt an der Vorderseite der Kanzel in entsprechender Länge herab. Es wird an beiden Seiten und in der Mitte befestigt. Von historisch bedingten Ausnahmefällen abgesehen, bedarf die Kanzel keiner weiteren Behänge.

Das Lesepult-Antependium

Ist das Lesepult nicht künstlerisch gestaltet, so kann es ein nach vorn überhängendes Antependium erhalten, das in den meisten Fällen etwas länger herabfallen kann als das Kanzel-Antependium; es wird wie jenes befestigt.

Sonstige Paramente

Der Altarteppich

soll zurückhaltende Farben und Muster aufweisen, die sich dem Raum anpassen und den Blick nicht auf sich ziehen, sondern ihn zum Altar hinlenken. Bei farbigen Chorfenstern ist eine farbliche Abstimmung erforderlich. Am besten beschränkt man sich auf ruhige geometrische Muster. (Das Zeichen des Kreuzes und des Christussymbols tritt man nicht mit Füßen!)

Die Taufsteindecke

ist das jüngste der Paramente. Die meisten Taufbecken sind künstlerisch so gestaltet, dass eine Verhüllung sinnwidrig wäre. Über einen künstlerisch unbefriedigenden Taufstein kann eine Decke gebreitet werden. Sie wird wie die Altardecke aus weißem Leinen im quadratischen Grundriss gefertigt und kann durch Weißstickerei geschmückt werden. Dazu eignen sich als Symbole besonders Taube, Arche, Paradiesströme, Lebensbrunnen, Fische…..Umrandungen sollen möglichst in geometrisch periodischen Mustern (Ajourtechnik) gehalten werden.

Das Tauf-Handtuch

ist ein schlichtes, weißes Leinentuch, mit dem der Liturg sich nach dem Taufakt die Hände trocknet. Es kann mit einem Kreuz oder einem anderen mit der Taufe im Zusammenhang stehendem Symbol zurückhaltend gezeichnet sein. Ein zweites kleineres Handtuch aus feinem Leinen dient dazu, das Haupt des Täuflings zu trocknen.

Pflege und Aufbewahrung

Paramente sind in der Regel mit großer Mühe und Sorgfalt handwerklich hergestellt. Sie sind deshalb besonders pfleglich zu behandeln. Schon bei der Aufbewahrung ist einiges zu beachten. Ideal ist die Lagerung in einem eigenen Paramentenschrank

  • Nicht zusammenlegen und nicht knittern (Falten sind sehr schwer wieder heraus zu bekommen)
  • Flach legen wäre am besten
  • Oder über Rollen, am Stab
  • Trocken, staubfrei und luftig aufbewahren
  • Vor Motten schützen (ständig kontrollieren)
  • Im dunkeln lagern, Licht bleicht die Farben aus
  • Vor Verschmutzung schützen

Reinigung

Paramente, wenn möglich, in der Werkstatt in der sie hergestellt wurden reinigen lassen. Möglich wäre nur noch eine Spezialreinigung (zu erfragen über Paramentik Neuendettelsau).

Nie in die Reinigung um die Ecke!

Auf keinen Fall Wachsflecken herausbügeln!

Niemals eigene „Mittelchen“ ausprobieren!

Bei Beschädigungen – Paramentik Neuendettelsau

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