Sehr geehrte Frau Rauscher!
Gerne denke ich an unser Treffen auf der ConSozial im letzten Jahr zurück. Danke, dass Sie sich solange für Frau Hoffmann und mich zeitgenommen haben. Nach einem Telefonat am 21.4. mit dem Abgeordneten Herrn Johannes Becher von den Grünen ist es mir wichtig, folgende Punkte an Sie weiterzugeben. Es sollen diese Woche weitere Entscheidungen zur Coronakrise fallen, wie es in den Kindertageseinrichtungen weitergehen soll. Folgendes ist uns von e+s im VKM dabei wichtig zu bedenken:
Trägervielfalt
Viele Träger gehen mit den Ausführungen des Staats- und Sozialministerium sehr unterschiedlich um z.B. der Umgang mit dem Personalüberhang durch das Betretungsverbot bzw. Notbetreuung: Plusstundenabgeltung, Urlaubsabgeltung, Anordnung Kurzarbeit, unbezahlter Urlaub,
Risikogruppen, Ü 60 Mitarbeiter etc.
Hier wünschen wir uns klare Vorgaben, wie Träger mit ihren Mitarbeitern vorgehen sollen. Durch die Vielfalt des Umgangs mit diesen Themen und den Umstand, dass sich trägerübergreifend Mitarbeiter untereinander besprechen, kommt großes Unverständnis und Unmut auf. Wer bestimmt die Aufnahme der Kinder zur Notbetreuung? Kommune, Träger, Leitung? Es wird sehr unterschiedlich gehandhabt! Eltern vergleichen Einrichtungen und schildern Ungleichheiten! Hier wären Konzeptvorschläge wichtig gewesen und einheitliche Vorgaben, welche die Erklärungen zur Notbetreuung prüfen und entscheiden.
Schutzausrüstung – Hygienemaßnahmen
Hier wäre es wünschenswert, wenn ab 27.4 mehr Kinder/ Eltern die Einrichtungen betreten, Vorgaben vom Ministerium zu erhalten, wie wir verantwortungsvoll zur Abflachung der Infektionskurve bei gleichzeitiger Steigerung der Notbetreuungsquoten vorgehen sollen. Wird Material zur Verfügung gestellt (Mundschutz, Desinfektion,)?
Gruppengrößen, Mitarbeitereinsatz, Alltagsbewältigung
Es wäre wichtig, genaue Angaben zu machen, was unter „kleinen Gruppen“ verstanden wird, das Mitarbeiter gleichbleibend zusammenarbeiten zwecks Nachverfolgung von Infektionsketten; wie der Alltag gestaltet werden darf/ kann- Spaziergänge, Übergabe des Krippenkindes, Mundschutz, Konzepte der Hygiene etc.
Elternbeiträge
Schade, dass ein Schnellschuss mit den Elternbeiträgen herausging und keine klare Ausführungsverordnung dazu. Wer erhält diese, wie laufen die Prozesse der Träger/Verwaltungsstellen ab? Horte erhalten dieses auch, oder nicht?
Viele Fragen, sehr wenig Antworten.
Förderung (BayKiBiG)
Können im Nachgang Personalkostenförderungen gestrichen werden? Wichtig wäre die Aussetzung der 42 Tage Regelung in dieser Krisenzeit bis zum Normalbetrieb, um die Personalsituation überhaupt im Blick/ Griff zu behalten (Krankheiten, Langzeitkranke, Corona Quarantäne, Ü 60 Mitarbeiter, Fachkräftemangel usw.) Kann Kurzarbeit in diesen Bereich kommen, wenn wir staatlich gefördert sind? Da haben Mitarbeiter auch Ängste! Es wäre gut, wenn das Ministerium sich hier positionieren könnte, wobei es wahrscheinlich nicht einfach ist, in der jetzigen Lage.
Kinderschutz
Wichtig wären klare Vorgaben an Jugendämter, Einrichtungen etc. zu geben, um auch Kinder mit Besonderheiten in eine Notbetreuung geben zu können, oder in Bereichen, in denen Familien an ihre Grenzen stoßen, den Eintritt in die Notbetreuung zu erleichtern. Datenschutz im Umgang mit Kindeswohlgefährdungen ist hierbei auch ein großes Hindernis in der Zusammenarbeit.
Praktikanten
Es wäre wichtig zu überlegen, wie Berufs- und Vorpraktikantinnen Ihre Prüfungen ablegen können. Die Lehrer können für die praktischen Prüfungen nicht von Einrichtung zu Einrichtung fahren ohne gewisse Vorschriften und die Kinderanzahl ist teilweise auch nicht vorhanden.
Weitere Überlegungen und Gedanken:
- Umgang mit Schließzeiten im Sommer?
- Eingewöhnung im September?
- Vertragswesen neu überdenken, für solche Krisenzeiten einen Passus einbauen?
- Elternabende neue Eltern – Weitergabe der Materialien? (Verträge, Unterlagen Kita etc.)
Es wäre wichtig, dass auch der Kinder – und Jugendhilfebereich mit Ausführungen, Vorgaben und Anordnungen in den Fokus rückt, denn hier sind die meisten Kinder der systemrelevanten Berufe anwesend. Um die Lehrer wird sich Gedanken gemacht, welchen Gefahren sie in dieser Krisenzeit ausgesetzt sind und Vorgaben gemacht! …kurz und knapp! Im Kita – Bereich gibt es Empfehlungen, und es ist immer Auslegungssache des einzelnen Trägers, der einzelnen Leitung etc. Trägerfreiheit ist wichtig, aber in so einer herausfordernden Situation braucht es klare Vorgaben in diesen Bereichen. Auf diese Weise wird Wertschätzung und Fürsorge für Erzieher spürbar. Es wäre auch gut, mit Verantwortlichen an der Basis zu sprechen, um ein Bild von Trägern, Leitungen und Kitamitarbeitern in Bayern zu erhalten.
Gerne bringen wir unsere Fachlichkeit und Themen sowie aktuelle Erfahrungen zur Pandemie in Gremien mit ein. Vielen Dank für Ihr offenes Ohr und Engagement. Gerne stehe ich für Rückfragen zur Verfügung.
Bleiben Sie gesund.
Mit freundlichen Grüßen
Nina Hauenstein,
Fachgruppenvorsitzende